Erst vom Euro besetzt (besessen), dann beinahe die Finger verbrannt
und anschließend noch das musikalische Dreikönigstreffen
Gewollt okkupieren lassen – und doch läuft alles mehr oder weniger Scheiße!
Kroatien 2023 - eine Momentaufnahme zur momentanen Lage der Nation.
Angeregt durch den Beitrag von @indextrader24
Zum besseren Verständnis vorab:
Eine Kroatin oder ein Kroate lebt nicht, wie allgemein angenommen, in Kroatien oder gar in Croatia, sondern in Hrvatska, denn so heißt das Land, in dem ich als Hrvat oder meine Frau als Hrvatica leben. Damit ist wohl auch geklärt, wieso das internationale Länderkürzel für das Land zwischen der Donau und der Adria mit den Buchstaben HR gekennzeichnet wird.
Das eigentliche Thema betreffend, nämlich die Einführung des Euros, mit all seinen Tsunami-ähnlichen Folgeerscheinungen, die auch den letzten stramm kalkulierenden Touristen nicht unverschont lassen werden, kommt historisch betrachtet mit der Verspätung, die man allgemein nur Zugverbindungen der DB zutraut. Wäre es nämlich nicht zu diesem irrsinnigen Krieg von 1991 bis 1995 gekommen, Jugoslawien wäre wohl, noch lange vor Polen, Ungarn oder der Slowakei, als ein willkommenes Mitglied in der EU begrüßt worden und der Euro hätte den Dinar und nicht den (die) Kuna ersetzt.
Dem war bekanntlich nicht so, da man es vorzog, sich auf dem Balkan untereinander den Schädel einzuschlagen. Doch jetzt ist er da, der Euro. Ob geliebt oder nicht – wir lassen es mal dahingestellt. Unbestritten indes (mit einem flüchtigen Blick auf alle Bestrebungen, egal welcher Regierungskonstellationen der letzten 15 Jahre) scheint mir, dass das Einnisten in den Schengen und Euro-Raum wie ein oberstes Gebot gehandhabt wurde.
Wer immer innerhalb der kroatischen Wählerschaft heute behauptet, die Politik habe über ihre Köpfe hinweg entschieden, der erscheint mir hochgradig dement oder ein Trittbrettfahrer derer zu sein, die aufzuspringen versuchen, wenn der Zug längst den Bahnhof verlassen hat.
Das Beitrittsverlangen äußerte sich bereits vor vielen Jahren, als die landeseigene Währung (Kuna) an den Euro gekoppelt wurde. Ein äußerst umstrittener Schritt, da sich in jener Zeit die kroatische Wirtschaft keineswegs im Gleichschritt mit den europäischen Nachbarn befand. Doch hier obsiegte die Diktatur aus der EZB in Frankfurt am Main. Regeln stellt der auf, der meint, die Macht zu haben.
In Zagreb sah man sich derweil mit einem ganz anderen Problem konfrontiert. All jene, die ihre Rente aus dem Euro-Raum beziehen oder gar noch dort leben, jedoch den kompletten familiären Anhang monatlich beglücken möchten, muckten auf, da sie befürchteten, mit einer Überbewertung des Kuna hart erarbeitetes Geld zu verlieren. Trotzdem wurde der Kurs auf 1 EUR zu 7,5 Kuna einzementiert. Der Beginn (volkswirtschaftlich gesehen) eines Wahnsinns, der dann irgendwann doch vom überwiegenden Teil der Bevölkerung wie Hausmannskost konsumiert wurde.
Da das Silberbesteck der kroatischen Wirtschaft längst an den Tischen ausländischer Anbieter eingedeckt wurde, konnte es niemanden verwundern, wenn Facharbeiter in Scharen ihr Land verließen, da sie mit dem Lohn, der ihnen in der Heimat gezahlt wurde und wird, die Familie nur schwer ernähren konnten. Das grausame Resultat offenbart sich dann so, dass Slawonien, einst die Kornkammer des gesamten Landes, menschenleer scheint. Der Salat, die Kartoffel oder der Kohl werden nicht mehr zwischen Vukovar und Varaždin geerntet, sondern von dort importiert, wo die Genossen von Lidl oder Spar die günstigsten Preise aushandeln.
Inmitten dieses ganzen Geschiebes und Geschachere, mit der gesamten Palette korrupter Einflussnahme, um den Erlös des Tafelsilbers, kam es zeitweise so weit, dass eine Kabinettssitzung des Parlaments im größten Untersuchungsgefängnis von Zagreb hätte einberufen werden können. Klar erkennbar bereits hier, dass Gier, Macht und eigenste Interessen innerhalb der Bevölkerung den Dünnschiss in Form der neuen Währung geradezu herbeigesehnt haben.
Der Status quo stellt sich nun wie folgt dar. Beinahe jeder hatte es im Vorfeld geahnt und noch viel mehr haben es selbstverständlich genau gewusst: Die haben uns schon wieder beschissen!
Was natürlich nur teilweise stimmt, da die „Zu und Bescheißer“ in beinahe jeder gesellschaftlichen Gruppierung zu finden sind – außer unter jenen, denen in dieser Monopoly-Version noch nie eine Spielfigur zugewiesen wurde. Unglücklicherweise sind jedoch in jenem Sektor über 70 % der Bevölkerung beheimatet.
Da von heute auf morgen nicht mehr 1000 Kuna, sondern lediglich 133 Euro aus dem Bankomat (Geldautomat) gezogen werden, kommt es zu wirren Situationen. Die Automaten sind meist nur mit großen Scheinen bestückt, die Kassiererin bei Lidl oder im Konzum verfügt über keine kleinen Scheine und man wird aufgefordert, mit der Karte zu bezahlen.
Jetzt steht mein Auftritt bevor. Denn morgen früh geht es erstmals im Euro-Raum zum Monatseinkauf. Ich liebe ausgiebige Diskussionen an der Kasse und gehe richtiggehend auf wie ein Hefeteig, wenn die Schlange hinter mir länger und länger wird. Aber die Bankkarte hat mit Sicherheit striktes Ausgehverbot!
Zum Abschluss noch ein Blick auf das, was den Touristen in der anstehenden Saison erwartet. Ob unterwegs mit dem Surfbrett, den aufblasbaren Armreifen, mit oder ohne Badeanzug oder dauerhaft im körperbetonten Neoprenanzug, die Frage an Frau Google, wo es nun günstiger sei Geld umzutauschen, kann nun getrost zwischen dem Sondermüll entsorgt werden.
Ich meide ohnehin in dieser Jahreszeit den Schritt in Richtung Strand, da mir unendliche Debatten mit Einheimischen über die offenkundige Abzocke zuwider sind.
Mir will sich nicht erschließen, wenn ich in Zagreb für einen gut aufgebrühten Kaffee 1 € zahle, für das durchaus vergleichbare Produkt in unmittelbarer Reichweite zur Adria auf einmal 2,50 € zahlen soll, nur weil gleichzeitig eine Horde Menschen in kurzen Hosen der Preis scheißegal zu sein scheint. Also genügend Potenzial zum Aufbrausen.
Die letzte Frage des Servicepersonals an mich gerichtet, klingt dann meist so: Warum trinkst du dann deinen Kaffee nicht in Zagreb?
(Der sich dieser Frage anschließende Dialog, ist meist nicht jugendfrei.)
Den Wirsing aus dem Winterschlaf erwecken.
Ich muss ehrlich zugeben, nicht als sonderlicher Liebhaber des Wirsings je in Erscheinung getreten zu sein. Doch gerät mir, ein stark dem Weißkohl ähnelnder Gemüse-Kopf zwischen die Finger, bringe ich ihm dennoch höchsten Respekt entgegen und versuche mit meiner Verarbeitung dem gerecht zu werden, was einem Lebensmittel gebührt, welches mich satt und zudem einigermaßen gesund halten soll.
Eingehüllter Wirsing mit einem scharfen Salsa
Die Wirsingblätter, befreit von der dicken Lebensader, werden in Streifen oder Rechtecke geschnitten und anschließend mit Zwiebeln, Knoblauch, Kümmel, Kräutersalz, gemahlenem Pfeffer und Butterschmalz (Kokosöl) angeschwitzt. Anschließend mit ein wenig Gemüse, Hühner oder Rinderbrühe aufgießen und maximal 5 bis 10 Minuten dünsten.
In ein Sieb kippen und den Sud aufbewahren.
Während der Wirsing abkühlt, rolle ich den gekauften Blätterteig aus, bestücke diesen mit dem Wirsing-Gemüse und belege den Hügel mit geräucherten Speckstreifen. Vegetarier übergehen diese Prozedur.
In Gänze, bei circa 160° Umluft und 35 Minuten ausgebacken, sollte ähnlich leckeres aus dem Backofen genommen werden können.
Um zu vermeiden, nur mit Blätterteig abgespeist zu werden, teile ich den Gemüsestrudel in der Mitte.
Eine Tranche von links, eine von rechts und bekannt gemacht mit einem kräftigen Obst-Zwiebel-Salsa. Wer es eher sanft mag, der gibt dem aufgefangenen Wirsing-Sud einen Esslöffel voll Crème fraîche bei, ein Stück Gorgonzola und ganz zum Schluss gehackte Petersilie. Der Spritzer Zitronensaft sollte selbstverständlich nicht fehlen.
Guten Appetit
Que Alegria - oder ganz einfach nur Spaß an der Freude
Drei Könige mit ihren Instrumenten
Angelehnt an all die Feierlichkeiten zwischen dem 24. 12. und dem 06.01.
John McLaughlin, Trilog Gurtu & Kai Eckhardt
Diese drei verspielten Jungs kommen gänzlich ohne Weihrauch, Myrrhe und Gold aus. Ihre Geschenke an uns kreieren sie mit den Instrumenten, die sie mit auf die Konzertbühnen dieser Welt bringen. Die klassische Gitarre, der Bass und das komplette Equipment, welches jedem Perkussionisten das Herz höher schlagen lässt.
In der sogenannten populären Musik kommt es ja öfter vor, dass sich wahre Größen ihres Fachs zu einer mehr oder weniger dauerhaften Formation zusammenschließen. Beste Beispiele dafür: The Cream, The Yardbirds, ELP oder Humple Pie. Im Jazz stellt sich das etwas anders dar. Hier verabreden sich die Spitzenkönner an ihren jeweiligen Instrumenten zu einer Session. Harmoniert es auf Anhieb, ist der Weg ins Studio nicht mehr weit. Anschließend folgen die Konzerte und dann geht jeder wieder seiner Wege.
Exakt dies praktizierten 1992 der aus England stammende Virtuose, John McLaughlin, an der Six String, der Mainzer Kai Eckhardt, neben Jaco Pastorius, Charlie Haden, Stanley Clarke und Ron Carter wohl einer der besten Bassisten und dann noch der Gott unter den Drummern und Perkussionisten, der Inder Trilog Gurtu.
Das Resultat: Que Alegria - welch immerwährende Freude für jeden Liebhaber exzellent praktizierter Musik!
Es ist an der Zeit, die Pforten des Gemischtwarenladens für diese Woche zu schließen. Ich verspreche Augen und Ohren offenzuhalten, um in der kommenden Woche die Regale wieder gut gefüllt präsentieren zu können.
Ich wünsche euch allen viel Gesundheit und wunderschöne Erlebnisse in den Tagen, die peu à peu unser Leben mit Farbe bereichern.
(Matt Haig)
Sollte es nicht besser heißen monetäre Lage der Nation ?
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Die monetäre Lage in den Vordergrund zu schieben, wäre wahrhaftig eher passend gewesen. Doch ist dieses Thema dermaßen umfangreich, dass man beim Verfassen eines Beitrags sogar das Wesentliche aus den Augen verliert.
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Obelix
Ich sollte mich ins Schwert stürzen!!!!
Da sieht man mal wieder das es leichter ist in den Euro-Raum zu kommen, als in so manchen Club. Aber zweifellos hat Kroatien die Beitrittskriterien ebenso souverän erfüllt wie seinerzeit Griechenland. Vermutlich steht in einem bestimmten Frnkfurter Hochhaus ein Schirmständer, in dem ein Rettungsschirm mit dem Aufdruck "I love Croatia" schon bereitsteht. Ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis dieser gebraucht wird.
Derweil wird hier in den "starken" Euro-Staaten daran gearbeitet, die Wirtschaftsleistung und Kaufkraft auf das Niveau der Krisenländer zu bringen. So sind dann am Ende alle wieder auf dem gleichen Level.
Dieser Schirm mit jener Aufschrift wird zwar liebend gern verteilt, doch wird er in Frankfurt voraussichtlich ungeöffnet im Ständer stehen bleiben. Wichtig erscheint mir lediglich, dass im Prozess der wirtschaftlichen Produktionsverlagerung aus Asien zurück nach Europa, das sich im Tourismus-Taumel befindende Kroatien, nicht die Übersicht und die Aussicht auf Ansiedlung verliert.
Nun das es sich schnell mal ausgetaumelt hat, mit dem Tourismus, hat uns ja die Covid Zeit deutlich gemacht. Schau nur mal, was in Thailand passiert ist. Selbst das älteste Gewerbe der Welt lief nicht mehr. Und das ganze Land lag darnieder, weil im Grunde fast alle Thais vom Tourismus gelebt haben.
Sich auf nur ein Produkt zu fokussieren ist gefährlich. Wie in der Natur - der extrem spezialisieret lebt prima solange alles in Ordnung ist, aber wenn was nicht rund läüft stirbt er aus. Der Allrounder aber überlebt alles.
Und natürlich wird auch der Kroatienschirm geöffnet wenn nötig. Wenn einfach "Nein" zu sagen eine Option wäre, dann hätte man auch Griechenland hängen lassen. Aber den Kollaps eines Euro-Staats kann sich die EU gar nicht leisten. Dann fällt das ganze Kartenhaus auseinander.
Bei der Einführung des Euros in Portugal, schaffte es das Kilo frischer Sardinen, aus dem Stand, über Nacht, von 100 Escudos auf 7 Euro.
100 Escudos > 1 West Mark
7 Euro > 14 West Mark
14 West Mark > 140 Ost Mark 😎
Das kann ich so nicht gelten lassen. Die Portugiesen dachten lediglich, dass die neuen Euro-Sardinen möglicherweise wertvolle Perlen beherbergen. Das rechtfertigt den Preis. Ich hätte für eine Euro-Sardine (mit oder ohne Kopf) sogar das Doppelte bezahlt. Stell dir nur vor - du kaufst 40 Sardinen, frisst dich satt und dir verbleibt die Perlenkette für die Liebste. Nörgler!!!
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